Zum brasilianischen Osterfrühstück gibt's bayerischen Osterfladen

Mit ihren großen Kastanienaugen sieht sie mich ernst an. "Ich muß die Spuren wegwischen", sagt sie und schrubbt mit einem Putzlumpen den gefließten Boden. Drei weiße Punkte rechts, drei weiße Punkte ein wenig nach vorne versetzt links, die Spuren des Osterhasens. Denen ist sie in der Früh gefolgt, um ihr Nest, gefüllt mit Schokolade, zu finden. Jetzt will die vierjährige Raffa eine Wiederholung. Wenn keine Spuren mehr da sind, weiß der Osterhase nicht mehr, dass er schon hier gewesen ist, dann kommt er vielleicht noch einmal, erklärt sie und putzt weiter.

Alle Schwestern mit ihren Männern, Kindern und Enkelkindern sind zum Osterfest gekommen, haben sich im Haus einer der Schwestern getroffen, 25 Tanten, Onkel, Cousins und wir mittendrinnen, sitzen an der weißen Tafel zum Osterfrühstück. Jeder hat etwas mitgebracht. Ich habe einen echten, bayerischen Osterfladen gebacken. Zwei Kilo Osterfladen zwischen Herzen aus Maiskuchen, Panetone, Vollkornbrot, Semmeln, Honigmelonen, Papaya, Schinken, Käse, Weintrauben, Maracujasaft und Literweise Kaffee. Die Kinder laufen zwischen Tafeltisch und Garten hin und her, während die Erwachsenen sich an den guten Gaben gütlich tun.

Schon fängt eine der Tanten an, Geschirr zu spülen, eine andere den Tisch abzuräumen, eine dritte bringt Messer, Bretter, Paprika, Tomaten, Rosenkohl, Zwiebeln, Knoblauch und Kartoffeln. Es wird geputzt und geschnitten und eine der Cousinen schichtet Kabeljau in vier Kasserols. Das Gemüse kommt oben drauf und das ganze landet im Backrohr.

Zeit um "amigo segredo" zu spielen. Schon vor Wochen hat jeder einen Namen gezogen und für seinen geheimen Freund ein Schokoladenei, Pralinen oder Bonbons besorgt. Die sind in einem Eck des Wohnzimmers zu einer Pyramide aufgebaut. Einer der Onkel beginnt, beschreibt seinen geheimen Freund und alle raten lautstark wer es sein könnte. Dann wird das Geheimnis aufgedeckt, der Freund erhält sein Ei und er ist an der Reihe seinen amigo segredo zu enthüllen. Lachen, Witzeln, Klatschen begleitet die Zeremonie. Eine Pralinenschachtel bleibt aus wundersamen Gründen übrig. Unter dem Jubel aller wird sie verlost.

Es wird geratscht, gelacht und gegessen und eine Karawane macht sich schließlich zu einem Spaziergang ans Meer auf den Weg. Bei der Rückfahrt zu unserem sítio stehen wir im Stau. Alle haben sich mal wieder zur gleichen Zeit auf den Heimweg gemacht. Spät in der Nacht kommen wir daheim an. Es war ein schöner Ostersonntag.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Stachelpalme mit Frucht

Endlich, mein Stachelbaum:

Regentagblues

Invasion beim Nachbarn

Mitten im Winter wird es Sommer